CDU Fellbach

75 Jahre CDU in Fellbach

Zur Geschichte des Stadtverbands

Im Herbst und Winter 1945 kam es in verschiedenen Orten der drei westlichen Besatzungszonen zu zunächst voneinander unabhängigen Gründungen von Ortsgruppen und Stadtverbänden der Christlich Demokratischen Union. In Stuttgart und Umgebung, auch in Städten des heutigen Rems-Murr-Kreises, nannte sich die neue überkonfessionelle christdemokratische Partei „Christlich-Soziale Volkspartei“. Unter dem sich dann durchsetzenden Namen CDU trat die neue Partei am 27. Januar 1946 erstmals bei Kommunalwahlen in Württemberg, so auch den Gemeinderatswahlen in Fellbach, an und war so Teil des demokratischen Neubeginns. Anlässlich der Parteigründung rund um den Jahreswechsel 1945/1946 hat der CDU-Kreisverband Rems-Murr eine Jubiläumsfestschrift mit dem Titel „75 Jahre CDU an Rems und Murr“ erstellt und allen Mitgliedern Ende Dezember zugestellt. Stadtverbandsvorsitzender Fabian Zahlecker hat federführend daran mitgewirkt.
Während sich in Fellbach bereits im Dezember 1945 die erste CSVP-Ortsgruppe gründete, kam es in den damals noch selbstständigen Gemeinden Oeffingen (1952) und Schmiden (1958) erst später zu Gründungen von CDU-Ortsverbänden. Nach den Eingemeindungen gründete sich 1975 der CDU-Stadtverband Fellbach als Dachverband.

Der von den amerikanischen Besatzungsmächten eingesetzte Bürgermeister Heinrich Schnaitmann (KPD) plante 1945 noch mit einer kommunistisch geführten Einheitspartei das zukünftige politische Geschehen in Fellbach zu gestalten. Doch Stadtpfarrer Richard Sturm warb unter ehemaligen Zentrums-Anhängern für die Gründung einer christlich orientierten Partei. Auch der Bauernbund unter dem Vorsitz des stellvertretenden Bürgermeisters Johannes Kugler, der später jedoch zur Freie Wählervereinigung ging, strebte die Gründung einer bürgerlichen Partei an. So bemühten sich mehrere Persönlichkeiten aus dem dörflichen Fellbach eine christlich-demokratische Partei zu gründen. 1945 wurde in Stuttgart die Christlich -Soziale Volkspartei Württemberg gegründet und Ende des Jahres in Fellbach formierte sich ein Ortsverband. Am 15. Dezember 1945 fand die erste öffentliche Versammlung der Christlich Sozialen Volkspartei mit etwa 130 Teilnehmern in Fellbach statt, zu den ersten Gemeinderatswahlen am 27. Januar 1946 trat sie unter dem Namen Christich Demokratische Union an. Zu den Gründervätern gehörten prägende Figuren der Fellbacher Kommunalpolitik wie Richard Daiker, Emil Bitzer, Dr. Othmar Baier und Dr. Rudolf Haible. Etwa 40 Mitglieder zählte der Ortsverband zu Beginn, die meisten von ihnen kam aus pietistisch-konservativen Weingärtnerfamilien. Mit neun Mandaten wurde die CDU stärkste Kraft im Gemeinderat. Unter dem maßgeblichen Einfluss von Bitzer und Daiker konnte sich die CDU Fellbach in der Synthese von „Dorf“ und „Stadt“, von Weingärtnern und Gewerbetreibenden profilieren. Sie alle einte bei aller wirtschaftlichen Dynamik das traditionsbewusste Festhalten an überlieferten christlichen Werten. Die Parteistrukturen vor Ort festigten sich schnell. Viele Versammlungen und Kundgebungen, die meist im Evangelischen Vereinshaus stattfanden, waren sehr gut besucht. Immer wieder kamen auch prominente Gäste aus der Bundespolitik nach Fellbach. So besuchte etwa Wirtschaftsminister Ludwig Erhard in den 1950er Jahren den „Fellbacher Herbst“, 1968 kam Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger in die Stadt. 1978 fand die Bundesdelegiertentagung der Frauen-Union in der neu erbauten Schwabenlandhalle statt, bei der auch Bundesvorsitzender Helmut Kohl zu Gast war.

 

In den damals noch selbstständigen Gemeinden Oeffingen und Schmiden wurden 1952 bzw. 1958 ebenfalls CDU-Ortsverbände gegründet. Im katholischen Bauerndorf Oeffingen fand die CDU mit Bundeskanzler Adenauer schnell große Unterstützung. Trotzdem kam es erst im Juni 1952 zur Gründung des stets selbstbewussten Ortsverbands. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Schulleiter Anton Plappert gewählt. Im Gemeinderat gab es aber immer noch die nach Kriegsende entstandenen Gruppierungen der „Landwirte und Gewerbetreibenden“ und der „Arbeitnehmer“. Die CDU in Oeffingen entschloss sich daher neue Perspektiven und Zielsetzungen aufzuzeigen und 1962 erstmals mit einer eigenen Gemeinderatsliste anzutreten. Jahrelang von größtem Einfluss für Gemeinde und Partei war Heinrich Rieth, der später auch der Gemeinderat der Stadt Fellbach angehörte und von 1965 bis 1966 sowie von 1971 bis 1977 Ortsvorsitzender war. Die Oeffingerin Dr. Paula Riede war zudem von 1972 bis 1980 Mitglied des Deutschen Bundestags.

 

Im Restaurant Roseneck wurde unter Führung von Otto Bürkle im Februar 1958 der Ortsverband Schmiden gegründet. Dies war auch für den Kreisverband von großer Bedeutung, galt Schmiden doch als „rote Bastion“. Ab 1959 war die CDU dann auch im Schmidener Gemeinderat vertreten, wenn auch nicht als stärkste Fraktion. 15 Jahre lang stand Otto Bürkle an der Spitze des Ortsverbands, ehe er im Zuge der Eingemeindung 1973 im Ortsverband Fellbach aufging. 1975 jedoch wurde durch die Gründung des CDU-Stadtverbands der Ortsverband Schmiden wieder auferweckt. Der Architekt Kurt Ehrhardt stand in den darauffolgenden Jahren 20 Jahre an seiner Spitze.

 

In der Folge der Eingemeindung Schmidens am 1. Januar 1973 und Oeffingens am 1. April 1974 zu Fellbach wurde am 7. November 1975 der CDU-Stadtverband als Dachverband für das Stadtgebiet gegründet. Die drei Ortsverbände wurden 2005 aufgelöst. Eine enorme Weiterentwicklung erfuhr der Stadtverband unter dem Vorsitz von Rolf Kurz (1977-1989), der 1983 in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt wurde. 

 

Die CDU-Gemeinderatsfraktion hat die Fellbacher Kommunalpolitik im Laufe der Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt. So stellte sie sich etwa hinter die Kunstausstellungen im Rahmen der Triennale, befürwortete die städtische Musikschule, die Jugendkunstschule und den Bau der Anne-Frank-Schule. Sie unterstützte den Rathausneubau, die Erweiterung des Kleinfeldfriedhofs, den Bau der Schwabenlandhalle, die Untertunnelung des Stuttgarter Platzes, den Kappelbergtunnel und vieles Weitere. Jedoch stand seit den Eingemeindungen nur ein Christdemokrat an der Spitze des Rathauses: Christoph Palm (2000-2016).

 

Der Stadtverband Fellbach lebt bis heute auch von der Unterschiedlichkeit der drei Ortsteile, vor allem aber von seinen aktiven Mitgliedern und Vereinigungen. Er ist heute wieder der mitgliederstärkste Stadtverband im Rems-Murr-Kreis. Zu den festen Veranstaltungen im Jahreskalender zählen etwa das Sommerfest und der stets herausragend besuchte Weihnachtsspaziergang. Highlight ist der alljährlich stattfindende Politische Aschermittwoch der Landes-CDU in der Alten Kelter. Eine zunehmende Herausforderung für die Christdemokratie in Fellbach ist der zunehmende soziokulturelle Wandel in einem mehr und mehr urbanen Milieu in unmittelbarer Nähe zur Landeshauptstadt Stuttgart. Hinzu kommen, im Unterschied zu anderen Großen Kreisstädten im Rems-Murr-Kreis, die seit je her überdurchschnittlichen Wahlergebnisse der Liberalen in der Stadt am Kappelberg.

Die Vorsitzenden des CDU-Stadtverbands

1975-1977 Heinrich Rieth

1977-1989 Rolf Kurz

1991-1993 Herbert Aldinger

1993-1994 Dr. Frank Raberg

1994-2005 Cäcilie Brügging

2005-2015 Harald Rienth

2015-2019 Hans-Ulrich Spieth

Seit 2019   Fabian Zahlecker

 

CDU-Oberbürgermeister

Guntram Palm 1966-1976*

Christoph Palm 2000-2016

 

 

* Dr. Guntram Palm war zunächst Mitglied der FDP/DVP und trat 1975 in die CDU ein.